Freitag 23.05.2014 h:18.00
Bis dass der Tod uns meidet – Ein furioses Spiel mit Identitäten, Abgründen und Obsessionen
Ohne Rücksicht auf sein sensibles Gemüt stürzt sich Franz in eine Beziehung mit der Amerikanerin Rebecca. Nach den ersten Treffen, die heftig und utopisch schillernd geschildert sind, drängt sich Rebeccas traumatische Vergangenheit in den Raum. Zudem mischt sich Fritz ein, der niemand Geringerer ist als der deutsche Philosoph und Schriftsteller Friedrich Nietzsche (1844–1900), zuerst als Einflüsterer von Franz, dann als eingebildeter Dritter in der stetig fataler werdenden Beziehung. Allmählich verlagert sich der Schwerpunkt dieses ungewöhnlichen, fordernden und voller ironischer Verweise gespickten Buches. Nicht mehr ein Erzähler ist es, der die Lesenden bei der Hand durch eine Geschichte führt. Vielmehr entsteht ein sprechendes Ich, das sich mehr und mehr in Befunden zu unserer Kultur auflöst und in verspielter Weise Identitäten befragt, zerstört und damit nebenbei einen neuen Beitrag zur Gender-Debatte leistet. Die vermeintlichen Sicherheiten von Rollenbildern als Mann oder Frau erweisen sich rasch als unbrauchbar.
„Das Buch hat sehr unterschiedliche Tonlagen (Nietzsche ist eine besondere Referenz und zwar sowohl inhaltliche als auch stilistische Aspekte betreffend; aber auch das Besondere bei Nietzsche-Texten, dass hier Aphorismen, Kommentare/Essays, kleine Abhandlungen, philologische Studien oder Gedichte in ein pathetisch-ironisches Textensemble verwoben werden und so das Erzählen und das Reflektieren ineinander übergehen war mir bei meinem Buch ganz wichtig, so wird teilweise eine typisch fremdwortlastige Fachsprache immer wieder einmal zwischendurch persifliert, ein ganz ähnliches Verfahren wird dabei auch in Bezug auf verschiedene philosophische Positionen angewandt). Ähnlich wie bei Nietzsche arbeitet sich auch der Erzähler meines Romans an Kultur ab, im Vordergrund steht jedoch eine Beziehung zwischen einem Mann (dem Erzähler) und einer Frau, die von Irritationen, Projektionen und Geheimnissen geprägt und belastet ist. Davon ausgehend werden Positionen entwickelt, die Identität und Kultur infragestellen, neu besetzen oder auch Stereotype ad absurdum führen.“ (Alexander Peer)